Mut als Führungsprinzip: Wie Führungskräfte ihre Teams aus der Komfortzone holen und Offenheit für Neues fördern
In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt sind Offenheit und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, entscheidende Erfolgsfaktoren. Doch nicht jede/r Mitarbeitende ist von Natur aus neugierig oder mutig genug, um Veränderungen mit Enthusiasmus zu begegnen. Hier kommt die Führungskraft ins Spiel: Sie kann als Mutmacher agieren und ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeitende sicher fühlen, neue Herausforderungen anzunehmen und innovative Ideen zu entwickeln.
1. Psychologische Sicherheit als Basis
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Offenheit und Experimentierfreude ist psychologische Sicherheit. Mitarbeitende müssen das Vertrauen haben, dass Fehler nicht bestraft, sondern als Lernchance gesehen werden. Führungskräfte können diese Sicherheit schaffen, indem sie eine offene Kommunikation fördern, Fehler als Wachstumsmöglichkeiten thematisieren und selbst offen mit Unsicherheiten umgehen.
Umgang mit wiederholten Fehlern und fehlender Lernbereitschaft
Während eine positive Fehlerkultur dazu ermutigt, Fehler als Teil des Lernprozesses zu sehen, muss dennoch darauf geachtet werden, dass aus Fehlern gelernt wird. Wiederholte Fehler ohne erkennbaren Lernfortschritt können darauf hinweisen, dass Reflexion oder gezielte Unterstützung fehlen.
Strategien für den Umgang:
- Ursachenanalyse statt Schuldzuweisung: Statt nur den Fehler zu benennen, sollte gemeinsam analysiert werden, warum er wiederholt auftritt und welche Maßnahmen ihn zukünftig vermeiden können.
- Individuelle Förderung: Falls ein Mitarbeitender Schwierigkeiten hat, aus Fehlern zu lernen, kann gezieltes Coaching oder Mentoring helfen, Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern.
- Erwartungshaltung klären: In manchen Fällen fehlt die Einsicht, dass eine Veränderung notwendig ist. Hier hilft eine klare Kommunikation über die Konsequenzen wiederholter Fehler und die Bedeutung kontinuierlicher Verbesserung.
- Fehlertoleranz mit Verantwortung kombinieren: Psychologische Sicherheit bedeutet nicht, dass Fehler ignoriert werden. Mitarbeitende sollten ermutigt werden, Verantwortung für ihre Fehler zu übernehmen und aktiv an Lösungen mitzuwirken.
- Lernmöglichkeiten schaffen: Durch gezielte Trainings, Feedback-Runden oder den Austausch mit erfahrenen Kollegen können Mitarbeitende konkrete Ansätze entwickeln, um Fehler in Zukunft zu vermeiden.
2. Vorbild sein: Mut zur eigenen Weiterentwicklung
Mitarbeitende lassen sich am stärksten von Führungskräften inspirieren, die selbst Neues ausprobieren. Wer als Führungskraft regelmäßig dazulernt, eigene Unsicherheiten teilt und Herausforderungen mit Neugier begegnet, signalisiert dem Team: „habt keine Angst, euch auf Unbekanntes einzulassen.“
Eigene Unsicherheiten bewältigen – je nach Persönlichkeitstyp
Nicht jede Führungskraft geht gleich mit Unsicherheit um. Unterschiedliche Persönlichkeitstypen haben unterschiedliche Strategien, um sich mutig auf Neues einzulassen:
- Der analytische Typ: Kann sich durch strukturierte Vorbereitung sicherer fühlen. Recherchen, Fakten und eine klare Strategie helfen, um Ungewissheit zu reduzieren und sich Schritt für Schritt neuen Herausforderungen zu nähern.
- Der visionäre Typ: Profitiert von einer positiven inneren Einstellung und langfristigen Zielen. Er motiviert sich selbst, indem er den Fokus auf die Chancen und das Potenzial neuer Situationen richtet.
- Der soziale Typ: Holt sich Sicherheit durch Austausch mit anderen. Gespräche mit Mentoren, Kollegen oder Coaches helfen dabei, Ängste abzubauen und neue Perspektiven zu gewinnen.
- Der pragmatische Typ: Löst Unsicherheiten durch „einfach machen“. Kleine Experimente oder erste Umsetzungsschritte geben schnelle Erfolgserlebnisse und fördern die Bereitschaft, weiterzumachen.
Eine bewusste Reflexion des eigenen Persönlichkeitstyps hilft Führungskräften, Unsicherheiten zu identifizieren und passende Strategien zu finden, um mit Veränderungen besser umzugehen.
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3. Ermutigung und Wertschätzung
Lob und Anerkennung sind essenziell, um die Motivation zur Veränderung zu stärken. Führungskräfte sollten aktiv Erfolge – auch kleine – sichtbar machen und den Mut zum Neuen belohnen. Eine wertschätzende Feedback-Kultur trägt dazu bei, dass sich Mitarbeitende sicher fühlen, ihre Komfortzone zu verlassen.
Grundsätze einer wertschätzenden Feedback-Kultur
Eine konstruktive Feedback-Kultur basiert auf folgenden Prinzipien:
- Klarheit und Transparenz: Feedback sollte konkret und nachvollziehbar sein.
- Lösungsorientierung: Anregungen zur Verbesserung statt reiner Kritik.
- Regelmäßigkeit: Nicht nur jährliche Gespräche, sondern kontinuierlicher Austausch.
- Gegenseitigkeit: Mitarbeitende sollten auch der Führungskraft Feedback geben dürfen.
- Respekt und Empathie: Kritik sollte wertschätzend und unterstützend formuliert sein.
Wie erkennt eine Führungskraft, dass ein Mitarbeitender in seiner Komfortzone steckt?
- Wiederholte Ablehnung neuer Aufgaben oder Projekte.
- Keine eigenen Vorschläge oder Ideen zur Weiterentwicklung.
- Routinetätigkeiten werden bevorzugt, ohne Variationen oder kreative Ansätze.
- Geringe Motivation oder wenig Interesse an Weiterbildungen.
- Widerstand gegen Veränderungen oder neue Arbeitsmethoden.
Methoden, um Mitarbeitende aus der Komfortzone zu holen
- Herausfordernde, aber machbare Aufgaben geben, die schrittweise neue Fähigkeiten erfordern.
- Mentoring oder Coaching anbieten, um Ängste abzubauen und Entwicklung zu begleiten.
- Peer Learning fördern, indem Mitarbeitende von Kollegen mit anderen Stärken lernen.
- Experimentierfreude durch Pilotprojekte wecken, die ein sicheres Testumfeld bieten.
- Positive Anreize schaffen, indem Lernfortschritte belohnt und anerkannt werden.
4. Ressourcen und Freiräume für Experimente
Neues auszuprobieren erfordert Zeit und Raum. Führungskräfte sollten gezielt Freiräume schaffen, in denen Mitarbeitende experimentieren können, ohne direkt Ergebnisse liefern zu müssen. „Innovationszeiten“ oder spezielle Projekte ohne strenge Zielvorgaben können ein guter Rahmen sein, um kreatives Denken zu fördern.
Freiräume trotz personeller Engpässe schaffen
In vielen Unternehmen sind chronische personelle Engpässe eine Herausforderung. Dennoch gibt es Wege, Freiräume für Experimente zu ermöglichen:
- Priorisierung und Fokussierung: Führungskräfte sollten gemeinsam mit ihrem Team klären, welche Aufgaben wirklich essenziell sind und welche reduziert oder automatisiert werden können.
- Cross-funktionale Zusammenarbeit: Durch die Bildung von bereichsübergreifenden Teams können Mitarbeitende ihr Wissen effizienter einbringen und voneinander lernen, was Zeit für Neues schafft.
- Time-Boxing: Feste, kleine Zeiteinheiten pro Woche für Experimente reservieren, zum Beispiel „Innovationsfreitag“ oder eine monatliche Kreativstunde.
- Mikro-Experimente statt große Projekte: Statt große Innovationsprojekte zu starten, können kleine Tests durchgeführt werden, die wenig Ressourcen binden, aber wichtige Erkenntnisse liefern.
- Delegation und Empowerment: Führungskräfte sollten Verantwortung verteilen und Mitarbeitenden ermöglichen, eigenständig Lösungen zu entwickeln, anstatt durch zu viele Kontrollmechanismen Zeit zu binden.
- Verantwortungsdiffusion vermeiden: Eine klare Rollenverteilung und Verantwortlichkeiten helfen, dass nicht jeder sich zuständig fühlt, aber niemand handelt. Führungskräfte sollten Erwartungen transparent machen und gezielt Verantwortung an Einzelne oder kleine Teams delegieren.
Fazit: Mut fördern bedeutet Führung zeigen
Die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, ist kein angeborenes Talent, sondern eine Kulturfrage. Führungskräfte, die Mut machen, Vorbild sind und psychologische Sicherheit schaffen, können ihre Teams dazu befähigen, sich offen und mit Begeisterung auf neue Herausforderungen einzulassen. Fehler machen gehört dazu – sie sind ein natürlicher Teil des Lernprozesses. Also, seien Sie mutig, inspirieren Sie Ihr Team – und denken Sie daran: Jeder kleine Schritt hin zu einer Kultur der Offenheit kann eine große Veränderung bewirken!
In der Spannung liegt die Haltung!
Ihre Valérie Turbot, die Coachin an Ihrer Seite.